Würden Sie Ihr Unternehmen als ein „Standard-Betrieb" bezeichnen? Bestimmt nicht! Eine solche Behauptung fühlt sich eher wie eine Beleidigung an. All die Energie, Ausdauer, Kreativität und der Unternehmergeist, die jedem Unternehmen zugrunde liegen, können nicht als „standardmäßig" bezeichnet werden. Ganz im Gegenteil. Gerade die Unterscheidungskraft ist es, die die Existenzberechtigung der voneinander abweichenden Unternehmen rechtfertigt. Jedes Unternehmen hat seine eigenen Stärken, operierend auf einem breiten Spielfeld oder in spezifischen Nischen.
Weshalb geben sich Unternehmen mit einem Standardprodukt für ihre IT zufrieden?
Eine der wichtigen Fragen, die ich mir stelle, ist, warum sich Unternehmen denn doch wohl mit einem Standardprodukt für die Einrichtung ihrer IT zufrieden geben. Spielt IT denn keine große Rolle? Das kann ich mir kaum vorstellen. Mehr denn je ist die IT die Grundlage für ein gutes - und immer besseres - Funktionieren eines Unternehmens. Sowohl intern als in der Beziehung zu Kunden und in der Zusammenarbeit mit allen externen Partnern. Wenn man sich umschaut, sieht man, dass es überall stattfindet. Die Erfolgsgeschichten von heute (und morgen) sind IT-bedingt. Insbesondere IT kann dazu beitragen, ein Unternehmen auf die nächste Stufe zu heben, Logistikketten optimal funktionieren zu lassen, die Zusammenarbeit in der Kette zu realisieren, flexibel auf Kundenwünsche zu reagieren usw. Für ein Standard-IT-Produkt ist es unmöglich, all dies zu bieten. Schließlich ist jedes Unternehmen einzigartig und hat seine eigenen Anforderungen. Was in einem Standardprodukt wie SAAS (Software as a Service) angeboten wird, ist entweder zu viel, zu wenig oder andernfalls etwas Suboptimales. Dies ist keine Verurteilung, sondern eine logische Konsequenz dessen, was Standard ist.
Eine Wahl für Standard ist eine knifflige Angelegenheit
Ist es denn der Preis, der Unternehmen zu einem Standard-IT-Produkt veranlasst? Möglicherweise. Der Preis ist überall und jederzeit ein wichtiger Faktor. Vor allem, wenn Lieferanten versprechen, dass ihr Standardprodukt wirklich anders ist. Und wer würde ein solches Angebot zu einem scheinbar unverwechselbaren Preis, nicht annehmen? Dabei spielt auch eine wichtige Rolle, dass Unternehmen ihre Prozesse oft nicht ausreichend definiert haben. Beziehungsweise die eigenen Mitarbeiter vorab kaum oder überhaupt nicht in die Frage einbeziehen, was wirklich benötigt wird. Wäre dies anders, stünde von vornherein fest, dass ein Standardprodukt nicht dem entspricht, was das Unternehmen tatsächlich benötigt.
Die Praxis ist leider anders. Erst nachdem der Weg einer Standardlösung eingeschlagen wurde, kommen die vielen Mängel allmählich zum Vorschein. Das Standardprodukt reicht für die Ausnahmen 1 und 2 nicht aus, funktioniert nicht in den Situationen 3 und 4 usw. Oder das Produkt ist so umfassend und komplex, dass die Mitarbeiter den Wald vor lauter Bäumen nicht mehr sehen. Mit eigenen Lösungen wird dann „einfallsreich" um das System herum gearbeitet. Was passiert als nächstes? Der Lieferant oder ein anderes Unternehmen wird beauftragt, mithilfe der Standardlösung Maßarbeit zu liefern. Das ist oft ein kostspieliger und zeitaufwändiger Prozess. Schließlich ist das Standardprodukt nicht für diesen Zweck gemacht. Der anfänglich attraktive Kaufpreis wird mehrfach überschritten. Ebenso bedeutet die Wahl eines Standardproduktes auch, dass, wenn der Anbieter ein Update lanciert, dies immer für alle gilt. Unabhängig davon, ob dies zur spezifischen Geschäftssituation eines jeden passt oder nicht.
„Customized“ vereint das Beste aus beiden Welten
Ist dies somit ein Plädoyer dafür, bei der Wahl der IT immer auf Maßarbeit zu setzen? Nein, das wäre keineswegs realistisch. Für viele Unternehmen ist Maßarbeit zu teuer, Entwicklungsprozesse dauern viel zu lange und es gibt keine internen Kapazitäten, die Prozesse angemessen zu überwachen. Ich befürworte einen „Customized“ Ansatz. Eine Standardbasis, auf der das anfragende Unternehmen und der Anbieter von Anfang an gemeinsam an einer bedarfsgerechten IT-Lösung arbeiten. Dabei wird so viel wie möglich bereits Erarbeitetes wiederverwendet und Neues aufgebaut, das für die spezifische Geschäftssituation notwendig ist. Bei kurzzyklischen Sprints werden die eigenen Mitarbeiter in den Entwicklungsprozess einbezogen, werden unmittelbare Ergebnisse erzielt und sind jederzeit schnell Anpassungen möglich. Auf dem Weg zu einem optimalen Endprodukt vereint „Customized“ das Beste aus beiden Welten. Das Standardprodukt, das allein nicht ausreicht, und die oft zu kostspielige vollständige Maßarbeit fallen nahtlos zusammen. „Customized“ ist für mich der neue Standard!